Dr. Martina Melzer, veröffentlicht: 26.09.23
Wichtige Hinweise vorab:
- Bei sogenannten Mind-Body-Syndromen finden sich in Spezialuntersuchungen zwar oft Auffälligkeiten, es kommt aber normalerweise zu keinen Organ- oder Gewebeschäden.
- Neue Symptome immer gründlich ärztlich abklären lassen. Es kann ein Mind-Body-Syndrom dahinterstecken, aber auch eine andere Krankheit, oder es ist eine Kombination aus beidem.
Du bist als Kind das erste Mal im Schwimmbad, trägst Schwimmflügel, strampelst und planschst im Wasser, ziemlich unbeholfen und ängstlich. Irgendwann bewegst du
dich gekonnt durchs Wasser, ohne darüber nachzudenken. Du kannst schwimmen. In deinem Gehirn haben sich Nervennetzwerke gebildet, die alle Bewegungsabläufe, Atmung, usw. gespeichert haben. Dein
Gehirn hat Schwimmen gelernt. Das ist Neuroplastizität. Oder wissenschaftlich ausgedrückt: Die Fähigkeit des Zentralnervensystems, seine Struktur, Funktion und die Verknüpfungen in seinen
Nervennetzwerken als Reaktion auf einen Reiz zu verändern.
Dein Gehirn lernt viel Nützliches, aber auch weniger Hilfreiches. Zum Beispiel: Negative Glaubenssätze, Angst vor einem Vortrag, Angst vor bestimmten Aktivitäten, Bewegung, Schmerzen,
Körperempfindungen, Menschen, Gefühlen. Auch das findet durch Neuroplastizität statt. Und das spielt vor allem bei den verschiedenen
Formen des Mind-Body-Syndroms eine zentrale Rolle.
Gehirn im Überlebensmodus
Wenn du ein Mind-Body-Syndrom wie ME/CFS, Long Covid, Reizdarm oder Fibromyalgie hast, dann hat dein Gehirn gelernt, extrem schnell in den Überlebensmodus zu gehen oder gleich ganz darin zu bleiben. Es stuft alle möglichen Reize als Gefahr ein und aktiviert dein autonomes Nervensystem, sich auf Kampf, Flucht, Erstarrung oder Abschalten vorzubereiten. Und das macht alle möglichen Symptome – von Fatigue über Blähbauch bis zu chronischen Schmerzen.
Was ist Gehirntraining?
Der Begriff „Gehirntraining“ ist für Menschen mit Mind-Body-Syndrom synonym zu verwenden mit „Brain Training“ oder „Brain-Retraining“ oder "Brain Rewiring". Ich bevorzuge lediglich ein deutsches Wort.
Im Wesentlichen geht es beim Gehirntraining darum, deinem Gehirn klarzumachen, dass es nicht dauernd im Überlebensmodus feststecken muss, sondern sich wieder sicher fühlen und beruhigen darf. Es
muss keine Angst mehr vor allen möglichen Reizen oder Triggern haben, die eigentlich ungefährlich sind.
Aus meiner Sicht gelingt dies am besten mit einer Kombination verschiedener Techniken. Im Englischen spricht man dabei vom sogenannten Top down-Ansatz, also auf einer mentalen Ebene. Und man
spricht vom sogenannten Bottom up-Ansatz, also auf einer körperlichen Ebene.
Welche Techniken dir am besten helfen, ist etwas sehr Individuelles.
Allgemein ist beim Gehirntraining wichtig: Viel üben, Geduld haben, kein Druck aufbauen, fest an die Wirkung glauben.
Hier ist eine kleine Gehirntraining-Übung aus meinem Online-Programm:
Wichtig: Die Aussagen in diesem Text sind das Ergebnis meiner Recherchen aus wissenschaftlichen Untersuchungen, Fachartikeln, Büchern, Kursen, Aus- und
Weiterbildungen sowie meines eigenen Genesungsprozesses. Ich habe bestmöglich recherchiert, erhebe aber dennoch keinen Anspruch auf Richtigkeit. In der Wissenschaft gilt etwas solange als
Hypothese, bis es eindeutig belegt (oder widerlegt) ist. Das ist dann Evidenz, ein Fakt. Die Aussagen in diesem Text sind eine Kombination aus Hypothesen und Fakten.
Die Inhalte auf dieser Seite dienen außerdem nur zu Informationszwecken und ersetzen nicht das Gespräch mit Ärztin, Arzt oder anderen Therapeuten. Bitte sprich mit deiner Ärztin, deinem Arzt oder
Therapeuten, bevor du Entscheidungen triffst, die deine körperliche oder mentale Gesundheit betreffen. Jeder Weg in ein Mind-Body-Syndrom ist etwas Individuelles, und jeder Weg
heraus.