Prof. Michael Stark: Was Long Covid, ME/CFS & Postvac sind, was hilft

 

Dr. Martina Melzer, veröffentlicht: 21.4.25

Professor Michael Sadre-Chirazi-Stark ist Facharzt für Psychiatrie und psychosomatische Medizin, er ist zudem psychologischer Psychotherapeut. Er arbeitet und forscht seit über 30 Jahren an Fatigueerkrankungen und Stress und ist Leiter des Instituts für Verhaltenstherapie, Stress- und Fatigueforschung in Hamburg.

 

Einige wichtige Punkte aus dem Interview:

Was ME/CFS, Long Covid und Postvac sind:

  • Nicht klar definierbar, am besten nach den kanadischen Kriterien beschreibbar, danach kann man die Diagnose stellen. Es gibt derzeit noch keinen eindeutigen Biomarker, deshalb wird die Diagnose anhand der typischen Symptome gestellt.
  • Die Erkrankungen werden häufig als Burnout oder psychische Erschöpfung fehlgedeutet, aber besonders ME/CFS gilt als schwere neuroimmunologische Erkrankung.


Die Rolle des autonomen Nervensystems:

  • Das autonome Nervensystem spielt eine wichtige Rolle, Prof. Stark hat sich näher damit befasst und konnte Auffälligkeiten messen: Bei allen Patienten ließ sich eine andauernde Sympathikusüberregung feststellen, der Parasympathikus dagegen war praktisch nicht messbar (trotz Ruhezustand des/der Patienten/in). Dies führt zu Störungen im ganzen Körper – im Immunsystem, Darm, den Gefäßen, etc.
  • Die Messungen: Prof.Stark misst die muskuläre Grundspannung im Körper, die bei Menschen mit ME/CFS, LC und Postvac erhöht ist. Er bestimmt zudem die Herzratenvariabilität (HRV), die bei den Untersuchten zu niedrig ist. Des Weiteren wird die Muskelelektrizität untersucht, die bei Betroffenen abnimmt statt wie normalerweise zunimmt durch körperliche Betätigung.


ME/CFS oder Depression:

  • ME/CFS ist keine psychische Erkrankung, keine klassische Depression, es ist eine somatische Erkrankung, aber natürlich spielt die Psyche auch eine Rolle.


Was kann helfen?

  • Es gibt Hoffnung, sagt Prof. Stark, ME/CFS, LC und Postvac sind verbesserbar. Leider fehlten seitens der medizinischen Versorgung die Ressourcen für eine adäquate Unterstützung der betroffenen Menschen. Man könne sich aus der dramatischen Situation herausarbeiten, es sei aber sehr mühsam.
  • Wichtige Punkte auf dem Weg der Besserung: Geeignete therapeutische Unterstützung; Aufklärung über die Krankheit und die Rolle des autonomen Nervensystems; den Mensch ins Handeln bringen; Selbstfürsorge; die Leistungsgrenze kennen, wohlwollend akzeptieren und daran anklopfen, nicht alles ganz vermeiden; neue Prioritäten setzen; regelmäßige Pausen; Atemtechniken; Entspannungsmethoden; die Selbstheilungskräfte anregen.


Prof. Starks aktuelle Forschungsprojekte:

  • Die oben genannten Untersuchungen zum autonomen Nervensystem
  • Funktionelles MRT: Hier konnten Entzündungszeichen im Gehirn festgestellt werden, die auch ein Hinweis auf einen Zusammenhang mit chronischem Stress sein können. Chronischer Stress kann ME/CFS, LC und Postvac begünstigen und wirkt sich verstärkend auf das Aufrechterhalten der Erkrankungen aus.


https://www.prof-stark-institut.de/cfs-forschungsprojekt

Prof. Starks Forschung unterstützen mit einer Spende (er ist darauf angewiesen!):
https://www.betterplace.org/p75967

Medikamente:

  • Mittel wie low dose Naltrexon / Aripiprazol / Lithium können eingesetzt werden, Nahrungsergänzungsmittel wie Kreatin, ayurvedische und naturheilkundliche Präparate, Schlafmittel und beruhigende Medikamente. Die Gabe von Arzneimitteln ist sehr individuell und gründlich mit einem erfahrenen Arzt oder einer Ärztin abzusprechen.


Mit Prof. Stark arbeiten:

Online-Selbsthilfeprogramm:
https://www.prof-stark-fatigue-zentrum.de/

Telemedizinische Betreuung:
https://chc-prof-stark.de

Manuale für Psychotherapeuten/-innen für die Behandlung von ME/CFS Patienten/-innen:
https://prof-stark-akademie.de

Prof. Stark auf Instagram:
https://www.instagram.com/prof.stark.fatigue.zentrum/?hl=af

Facebook:
https://www.facebook.com/PraxisProfstark/

Die Inhalte auf dieser Seite dienen nur zu Informationszwecken und ersetzen nicht das Gespräch mit Ärztin, Arzt oder anderen Therapeuten. Bitte sprich mit deiner Ärztin, deinem Arzt oder Therapeuten, bevor du Entscheidungen triffst, die deine körperliche oder mentale Gesundheit betreffen. Jeder Weg in ein Mind-Body-Syndrom ist etwas Individuelles, und jeder Weg heraus.