Dr. Martina Melzer, veröffentlicht: 14.4.25
Wichtige Hinweise vorab:
|
Mehr als 12 Millionen Menschen in Deutschland haben chronische Schmerzen. Die meisten von ihnen bekommen gesagt, dass sie mit ihren Schmerzen leben müssen. Sie
sollen Wege erlernen, wie sie den Schmerz besser bewältigen, anders mit ihm umgehen und es schaffen, wieder mehr Lebensqualität zu erlangen. Darüber hinaus nehmen viele Menschen dauerhaft
Schmerzmittel ein.
Bei einem Teil der Schmerzarten ist es möglich, den Schmerz (unter anderem) durch psychologische Techniken zu verlernen und die fehlgesteuerten Prozesse in der Schmerzverarbeitung damit aktiv
zurückzubilden. Das Schmerzgedächtnis soll reduziert und durch neue Informationen „aktualisiert“ werden.
Besonders bei Rücken- oder Nackenschmerzen finden sich oft Auffälligkeiten im MRT oder anderen bildgebenden Diagnoseverfahren. Das ist jedoch kein Beweis, dass zum Beispiel degenerative
Veränderungen an der Wirbelsäule die Schmerzen verursachen. Denn auch bei „gesunden“ Menschen, die keine chronischen Schmerzen haben, finden sich genau dieselben Veränderungen im MRT.
Chronische Schmerzen, die durch einen bleibenden Nerven- oder Gewebeschaden ausgelöst werden, lassen sich nicht durch psychologische Techniken verlernen, neuroplastische Schmerzen dagegen schon.
Oft kann sich der Schmerz jedoch auch bei Nerven- oder Gewebeschäden verselbständigen. Er tritt plötzlich in anderen Körperregionen auf, wandert, kommt und geht. Hierbei liegt es häufig nahe,
dass auch neuroplastische Prozesse eine Rolle spielen, die man positiv beeinflussen kann.
Neuroplastische Schmerzen sind meist die Folge von chronischem Stress, Traumata und/oder belastenden Kindheitserfahrungen. Auch Angstkonditionierung spielt eine zentrale Rolle. Psychologische Vorgänge, psychosozialer Stress und emotionale Prozesse äußern sich dann in chronischen, körperlichen Schmerzen. Das Wechselspiel zwischen Geist, Gehirn und Körper ist aus der Balance, also zwischen „Mind“ und „Body“, daher auch die Bezeichnung „Mind-Body-Syndrom“.
Psychologische Techniken und Therapien können die Aufklärung über chronische Schmerzen sein, Psychotherapien wie die kognitive Verhaltenstherapie oder andere
psychologische Methoden, die helfen, die Schmerzen besser zu verstehen und zu bewältigen. Ich möchte mich hier auf zwei spezielle Ansätze konzentrieren, die ich unter anderem von dem
US-amerikanischen Mind-Body- und Schmerzspezialisten Professor Howard Schubiner gelernt habe (siehe "meine Expertise" auf der
Coaching-Seite), die sogenannte Pain Reprocessing Therapy und Emotional Expression and Awareness Therapy.
Pain Reprocessing Therapy ( = Gehirntraining):
Diese psychologische Technik hat das Ziel, die Veränderungen im Gehirn und Nervensystem, die fehlerhaft funktionierenden Schmerzverarbeitungsprozesse aktiv zu reduzieren, sie zu verlernen, das
Gehirn durch Neuroplastizität umzutrainieren. Es geht hier also nicht um vermehrte Akzeptanz des Schmerzes oder besseres Bewältigen, sondern um das Verlernen der chronifizierten Schmerzprozesse.
Erste Studien sind vielversprechend: Indem man den Teufelskreis aus Stress – Schmerz – Angst – mehr Stress – mehr Schmerz – mehr Angst durchbricht, lassen sich chronische Schmerzen deutlich
reduzieren oder sie verschwinden sogar ganz und anhaltend.
Emotional Expression and Awareness Therapy:
Diese psychologische Technik zielt auf die emotionalen Prozesse ab, die häufig hinter chronischen neuroplastischen Schmerzen stecken. Wer seinen emotionalen Schmerz nicht spüren will oder
bestimmte Emotionen unterdrückt, dessen Körper teilt sich eben durch körperliche Schmerzen mit. Es gilt, Zugang zu schwierigen Emotionen zu finden, sich seiner Stressmuster bewusst zu werden,
Belastendes aus der Vergangenheit und Gegenwart zu erkennen, zu verarbeiten und zu ändern. Auch hier gibt es erste Studien, die einen nachhaltigen positiven Effekt zeigen.
Wichtig: Die Aussagen in diesem Text sind das Ergebnis meiner Recherchen aus wissenschaftlichen Untersuchungen, Fachartikeln, Büchern, Kursen, Aus- und
Weiterbildungen sowie meines eigenen Genesungsprozesses. Ich habe bestmöglich recherchiert, erhebe aber dennoch keinen Anspruch auf Richtigkeit. In der Wissenschaft gilt etwas solange als
Hypothese, bis es eindeutig belegt (oder widerlegt) ist. Das ist dann Evidenz, ein Fakt. Die Aussagen in diesem Text sind eine Kombination aus Hypothesen und Fakten.
Die Inhalte auf dieser Seite dienen außerdem nur zu Informationszwecken und ersetzen nicht das Gespräch mit Ärztin, Arzt oder anderen Therapeuten. Bitte sprich mit deiner Ärztin, deinem Arzt oder
Therapeuten, bevor du Entscheidungen triffst, die deine körperliche oder mentale Gesundheit betreffen. Jeder Weg in ein Mind-Body-Syndrom ist etwas Individuelles, und jeder Weg
heraus.